Grazyna Wilk

jeder tropfen irritiert (2005)

Brunnenskulptur auf dem Werner-Steinem-Platz in Schwerte

Die aus Edelstahl gefertigte Skulptur erinnert auf den ersten Blick an ein Spülbecken in einer Küche, wie es in den 1960er und 1970er üblich war, aber auch heute noch und wieder in Küchen zu finden ist.

Durch die Dimensionen von 125 cm x 125 cm x 235 cm wird das zunächst vertraut scheinende Objekt allerdings stark verfremdet. Zudem ist im Unterschied zu einem Spülbecken in einer Küche am Wasserzulauf kein Ventil vorhanden, an dem sich das Wasser abstellen ließe. Durch diese Feststellung verändert sich die anfängliche Vertrautheit des Objekts in eine geradezu albtraumartige Vorstellung: Ein Spülbecken läuft bereits über, und es gibt keine Möglichkeit, den Wasserzufluss zu stoppen.

Die somit aufkommende Vorstellung von einer Überschwemmung des Umraums realisiert sich bei der Skulptur allerdings nicht. So kommt die Frage auf, woher dieses beständig fließende Wasser kommt und welchen Zweck es erfüllt.

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde weist mit konkretem Datenmaterial nach: Die Bundesrepublik Deutschland greift jährlich auf rund 188 Milliarden Kubikmeter Trinkwasser zu. Das heißt für das Jahr der Entstehung der Wasserskulptur (2005), dass in Deutschland pro Kopf täglich 125 Liter Wasser verbraucht wurden. - Viele Menschen auf der Welt haben nur 10 Liter Wasser oder weniger pro Tag zur Verfügung. - Diese Menge an Wasser wird bei uns z.B. bei jeder Toilettenspülung verwendet!

„Für uns ist es selbstverständlich, dass wir einfach den Wasserhahn aufdrehen und trinken können. Aber für viele Kinder in Entwicklungsländern ist es lebensgefährlich, ihren Durst zu stillen“, sagt UNICEF-Botschafterin Eva Padberg. – Täglich sterben daher fast 1000 Kinder.

Über das Problem, das die Skulptur aufzeigt, täuscht sie gleichzeitig auch hinweg, wenn das Wasser harmlos und glitzernd an dem vorgelagerten Edelstahlgitter hinabfließt und im Boden verschwindet.

Auf diese Weise wird auch der Titel „Jeder Tropfen irritiert“ zu einer doppeldeutigen Aussage, die jeder auch dann im Kopf behalten sollte, wenn er zu Hause den Wasserhahn aufdreht.

Planungsskizzen zur Brunnenskulptur „jeder tropfen irritiert“

Werdegang

Grazyna Wilk (*1958 in Walcz/Polen) lebt und arbeitet heute in Berlin als Innenarchitektin und freischaffende Künstlerin.
Nach dem Studium der Kunsterziehung lebt sie seit 1987 in Deutschland.
1991 – 1994 Studium der Innenarchitektur in Mainz; ihre Diplomarbeit wird mit dem Gutenberg-Stipendium der Stadt Mainz ausgezeichnet.
Ab 1997 gemeinsames Architekturbüro wilk-architekten.de mit Jerzy Wilk
Seit 1998 Dozententätigkeit (CAD, Architekturpräsentation) bei cimdata.de in Berlin
Im Jahr 2003 ist sie erstmals mit einer Rauminstallation in Schwerte zu sehen im Rahmen der Ausstellung „raum.raum.raum“ im Kunstverein Schwerte.
2005 erhält sie beim Wettbewerb des Stadtmarketing-Vereins für den Entwurf der Wasserskulptur „jeder tropfen irritiert“ den Zuschlag für die Realisierung.